“Architekturdebatten sind kontrovers“

Leserbrief zum Artikel in “Hallo“ vom 26.01.19:

Die „philosophische“ Abhandlung über Architektur vom 26.01., S.2, im Artikel „Architekturdebatten sind kontrovers“ mit Stadtbaurätin Frau Prof. Dr.(l) Merk ist bis zu dem Punkt unterhaltsam, wo diese behauptet, “genehmigt wird, was baurechtlich zulässig ist“ und dass “Stadtplaner … gemeinsam mit der Politik … und mit Bauträgern in der Verantwortung für die Gestaltung unserer Stadt“ stehen, wobei sich Frau Prof. Dr.(l) Merk für die Zukunft ein München wünscht, dass “weiter so lebenswert ist wie heute“.
Diese Aussagen kann ich aufgrund meiner Erfahrung in Trudering, im Landschaftsschutzgebiet an der Fauststr. 90, nicht bestätigen. Hier wird gerade nicht “genehmigt, was baurechtlich zulässig ist“ sondern hier soll für ein Spekulationsobjekt eines Immobilieninvestors, der antizyklisch in Projekte mit erheblichem Wertschöpfungspotential investiert, das “Baurecht passend gemacht“ werden, nämlich Landschaftsschutzgebietsfläche (die auch noch wichtige Kaltluftleitbahnfunktion für das Stadtklima Münchens hat) zu Bauland.
Was für ein Signal das für Immobilieninvestoren in ganz München bzgl. der Wertschätzung von Politik und Stadt zu den Münchner Landschaftsschutzgebieten ist, liegt auf der Hand. Wer quengelt und drängelt und Beziehungen hat, der bekommt vielleicht schon bald das nächste Schnäppchen aus der sowieso kleinen Fläche der Münchner Landschaftsschutzgebiet “geschenkt“ – denn wertvoll wird dieses Spekulationsland ja erst nach „Korrektur“ des Flächennutzungsplans und Baurechts durch die Stadt. Dass das einer Veruntreuung von Lebensqualität der Bürger zugunsten üppiger Wertsteigerungsgewinne von Immobilieninvestoren gleichkommt, ist der Stadt offensichtlich egal. Andernfalls würde die Stadt diese Grundstücke ja selber kaufen und entwickeln.
Das ist KEINE “Verantwortung für die Gestaltung unserer Stadt“, das ist wirtschaftlich und umweltpolitisch UNVERANTWORTLICH!!!! Dass München im Lichte dieser Perspektive “weiter so lebenswert wie heute“ bleiben könnte, ist offensichtlich ein unerfüllbarer Wunsch.
Darüber hinaus widerspricht dieser Wunsch offensichtlich dem realen Handeln von Frau Prof. Dr.(l) Merk. Die am Ende des Artikels genannten “engagierten Bürger“ (Bürgerinitiativen, Vereine usw.) laufen in München nämlich bereits vielfältig Sturm gegen dieses plan- und strategielose, einer “Zerstörung“ der “charmanten Weltstadt mit Herz“ gleichkommende Handeln.
Und selbst die SchülerInnen Münchens zeigen Freitags, was sie von solcher, auch mit der Zerstörung von Landschaftsschutzgebieten einhergehenden Schädigung des Stadtklimas halten – nämlich NIX.

B. Jilg