…beschreibt er auf einer eigens von seiner Werbe- und Kommunikationsagentur entworfenen Website.
Nun sind ja Werbeagenturen nicht gerade dafür bekannt, die Wahrheit über ein Produkt möglichst ehrlich und verständlich darzustellen, deshalb darf man sich auch nicht darüber wundern, was dem Besucher der Website dort als “Fakten” präsentiert wird.
Schauen wir doch mal genauer hin:
Beginnen wir mit der phantasievollen Illustration, die bildlich darstellen soll, wie gut sich die sieben Wohnblocks in den Truderinger Wald und in die geschützte Natur einfügen.
Beim Vergleich mit der aktuellen Situation springt eines sofort ins Auge: Die Bäume haben sich rasant vermehrt. Die Wohnblocks “schwimmen scheinbar in einem Meer aus Bäumen“. Sie scheinen quasi mitten in einem hohen Wald zu liegen, die Bäume ringsum stehen dicht an dicht, sie stehen sogar zwischen den Häusern und direkt bis an die Häuser heran.
Die Wohnblocks wirken niedriger als die Bäume ringsum, regelrecht geduckt. So niedrig, dass selbst bei einer Vogelperspektive nur noch die obersten Fenster zu sehen sind…
(Quelle: https://www.fauststrasse-muenchen.de)
So weit die frohe Werbebotschaft. Aber wie wir alle wissen, hat das wahre Leben mit dem Leben einer Werbespot-Familie nicht das Geringste gemein.
Fotomodelle sind schlanker, schöner und besser gelaunt als du und ich und unsere Nachbarn. Tütensuppen, Dosenravioli und Fertigpizzas schmecken leider doch nicht wie im Sternelokal und sie sind auch nicht gesund und vitaminreich…
Fakt ist: Die Wohnanlage – so sie denn überhaupt gebaut wird – wird niemals auch nur annähernd so aussehen, wie auf diesem Bild.
Warum?
- Käufer und Mieter von teueren Wohnungen wollen gerne ein bisschen Tageslicht in ihren Zimmern haben.
- Sie wollen nicht bis ins oberste Stockwerk nur auf die Bäume starren, die direkt vor den Fenstern stehen.
- Kein Bauträger wird jemals 60-80 voll ausgewachsene Laub-Bäume pflanzen.
- Kein Garten- und Landschaftsbauer wird große Bäume bis direkt an die Fassaden setzen.
- Kein Statiker wird zulassen, dass eine so große Menge haushoher Bäume über einer Tiefgarage steht.
Deswegen gehört die schöne bunte Werbebotschaft ins Reich der Märchen, auch wenn sie uns von einem professionellen Märchenerzähler als “Fakten“ verkauft wird.
Faktencheck:
1. Behauptung: Weniger Verkehr.
Tatsachen:
In den 70-80 großen Wohnungen werden mindestens 200-300 Menschen wohnen. Auszugehen ist sogar von einer noch höheren Anzahl, da sicherlich zusätzlich zu den großen auch noch eine Vielzahl kleinere Wohnungen entstehen werden.
Erwachsene müssen in die Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt, ins Kino, ins Theater, in die Stadt oder in den Sportverein.
Die Kinder müssen in die Schule, in die KiTa, zum Sport, zum Musikunterricht oder zu Freunden.
Und wieder zurück.
7 Tage die Woche, von früh bis spät. Mitten im Wald, ohne direkten Anschluss an den MVV, ohne fußläufige Infrastruktur, ohne Fahrradwege.
Die Menschen werden Autos brauchen, im Schnitt sicher 2 Stück pro Haushalt und sie werden sie auch sehr regelmäßig benutzen. Das sogenannte “Verkehrsgutachten“ geht von 350 KFZ-Bewegungen pro Tag aus. Doch das ist ganz offensichtlich unrealistisch – eine Mutter mit 2 Kindern kommt mit Schule, Kindergarten, Einkäufen, Nachmittagsterminen, Abendsport und Arztbesuch leicht auf 10-14 Fahrten an einem Tag. Nur für ein Auto…
Die Tiefgarage hat für diese unerschlossene Stadtrandlage viel zu wenig Stellplätze, es wird ein großer Parkdruck auf die schmale Fauststraße entstehen.
Die Fauststraße ist auf Höhe des Grundstücks nicht 8,00 Meter breit (wie vom Baureferat angegeben), sondern nur 5,50 – das Parkplatzproblem ist evident. Wildes Parken an den Waldrändern ist zu erwarten.
2. Behauptung: Öffnung des Geländes, Anwohner profitieren von der Bebauung.
Tatsachen:
Das Grundstück ist im Moment zu ca. 60-70 % eingezäunt.
Das aber ist völlig irrelevant, denn für die Anwohner und die Bewohner der angrenzenden Stadtviertel, gibt es ausreichend Zugänge in die Truderinger Wälder, wo sie ihre Freizeit bei Sport und Spaziergängen schon heute genießen können. Worin liegt der Vorteil, wenn man außerdem noch zwischen Wohnblocks spazieren gehen kann!? Wer würde das wollen?
Von echtem Nutzen ist die Umzäunung hingegen für Flora und Fauna im Landschaftsschutzgebiet. Denn in ihrem Schutz können sich Tiere und Pflanzen ungestört niederlassen und vermehren. Die intensive 24/7 Nutzung des LSG stellt also ganz offensichtlich weder für die Natur noch für die Anwohnerschaft eine Verbesserung gegenüber der heutigen Situation dar.
3. Behauptung: Anbindung (an den öffentlichen Nahverkehr).
Tatsachen:
Der Investor wirbt mit der Anbindung an den ÖPNV mittels “Isartiger“, einem Zukunfts-Konzept des MVV.
Kurz gesagt: Möglicherweise soll es in einigen Jahren eine Art “Sammeltaxi“ vom MVV geben (nähere Infos hier).
Das Problem daran: Der Isartiger wird überhaupt nicht östlich der Isar angeboten werden (sofern er überhaupt kommt). Das “Bediengebiet“ endet Richtung Osten in Schwabing, in der Maxvorstadt und in der Isarvorstadt…
Die Folge: Sämtliche Bewohner der neuen Wohnanlage werden sich dank der schlechten Busverbindung mit ihren Autos über nur einspurig befahrbare Straßen zum Straßennetz oder dem MVV-Netz quälen.
4. Behauptung: Naturnahe Architektur.
Tatsachen:
Der Investor sagt: “Die vernetzte Anordnung der Häuser sorgt dabei für lebenswerte Synergien zwischen den Häusern, Gärten und dem Wald.“
Dagegen ist schwer etwas einzuwenden, denn die Formulierung ist derart überspannt, dass gar nicht klar wird, was der Investor überhaupt damit meint…
Ein stichhaltiges Argument dafür, warum eines der wenigen verbliebenen Landschaftsschutzgebiete im Stadtgebiet München geopfert werden muss, ist das jedenfalls nicht – hier profitiert nur einer: Der Investor!
Der Investor wirbt zudem mit ökologischer Bauweise, natürlichen Materialien und erdfarbenen Lasuren. Das ist schön und gut, aber eine Wohnanlage mit Tiefgarage bleibt ein massiver Eingriff zu Lasten der ökologischen Gegebenheiten und hat im Landschaftsschutzgebiet nichts verloren.
Laut Landschaftsschutzverordnung 900, §3, 1 ist es verboten, “…Veränderungen vorzunehmen, die geeignet sind, die Natur zu schädigen, den Naturgenuss zu beeinträchtigen oder das Landschaftsbild zu verunstalten.“
- Die großvolumigen Baukörper und die Tiefgarage schädigen die Natur, ebenso wie die intensive Nutzung durch die Bewohner, in erheblichem Ausmaß.
- Der Naturgenuss für die Anwohnerschaft wurde durch die ungenehmigte (?!) Heckenrodung entlang der Fauststraße schon im Vorfeld beeinträchtigt und wird es durch den Bau einer Wohnanlage noch wesentlich massiver.
- Die Verunstaltung des Landschaftsbilds liegt beim Bau von 7 Wohnblocks im Landschaftsschutzgebiet auch nicht mehr im Auge des Betrachters, sondern ist objektiv gegeben.
5. Behauptung: Weniger Versiegelung.
Tatsachen:
Der Investor behauptet, heute seien 5.520 qm des Grundstücks versiegelt.
Es gibt für diese Zahl keinen einzigen haltbaren Beleg oder unabhängiges Gutachten. Selbst das Baureferat nennt offiziell verschiedene andere und damit per se fragwürdige Zahlen für die Aufteilung und Versieglungsgrade einzelner Grundstücksteile.
6. Behauptung: …integriert sich … perfekt in die Umgebung und beeinträchtigt das Wasserschutzgebiet nicht.
Tatsachen:
In eine Umgebung, die im Umkreis von 2 km keinerlei Gebäude mit 3 Vollgeschossen aufweist, kann sich eine Ansammlung von 7 Wohnblocks mit mindestens 3 Vollgeschossen überhaupt nicht “perfekt integrieren“.
Der Antrag der Bürgerinitiative “Fauststrasse90“ auf der Bürgerversammlung 2017, ein unabhängiges (!) Gutachten bzgl. der Gefahren für das Trinkwasser sowie der Einhaltung der Schutzkriterien während der Bauphase zu erstellen, blieb seit nunmehr 12 Monaten von den zuständigen Behörden unbeantwortet. Die Aussage des Investors bleibt also weiterhin das, was sie ist: Eine unbewiesene Behauptung.
Die nähere Betrachtung zeigt, dass die genannten “Fakten” wie zu erwarten eine Schönfärbung im Sinne des Investors darstellen.
Mit Schönfärberei lassen sich aber die heutigen Probleme in Sachen Umwelt- und Klimaschutz nicht beheben, tatsächlich führt sie zu einer erheblichen Verschlechterung der Situation mit direkten negativen Konsequenzen für viele Münchner Stadtteile bei der Kaltluftversorgung.
Die verbale Ökoromantik des Investors dient alleine der Überzeugung der vielen Stadträte, die mit den realen Gegebenheiten nicht vertraut sind sowie der Werbung potenzieller Käufer.