Stadt opfert Klimaschutzziele

Leserbrief zum Artikel „Wohnungsbau im Krisenmodus“ in der Süddeutschen Zeitung vom 11. Oktober

 

In Ihrem Artikel werden die unterschiedlichen Positionen des Investors Optima-Ägidius Firmengruppe und der Bürgerinitiative Fauststraße 90 zur geplanten Wohnbebauung im Landschaftsschutzgebiet an der Fauststraße 90 in Trudering  skizziert.

 

Es ist begrüßenswert, dass der Kern dieser Meinungsverschiedenheit deutlich wird, nämlich das Für und Wider zum Bauen im Landschaftsschutzgebiet.

Genau das ist aktuell nämlich nicht zulässig, weswegen seitens des Investors und der Stadt, die ja eigentlich die Interessen der
Münchnerinnen und Münchner vertreten sollte, mit allen Mitteln
versucht wird, den Bebauungsplan zu ändern. Welche Ziele verfolgen diese Parteien aber?

 

Ziel der Bürgerinitiative Fauststraße 90 ist es, dieses
Landschaftsschutzgebiet zu bewahren. So soll ein Präzedenzfall
verhindert werden und dem Raubbau an Lebensqualität in München durch Schutz und Erhalt aller Landschaftsschutzgebiete entgegengetreten werden.

Die Ziele des Investors findet man auf dessen Internetseite.
Unter „Philosophie“ erfährt man, dass die Stärke des Investors darin liegt, „in den uns vertrauten deutschen Standorten meist antizyklisch Projekte zu identifizieren, die erhebliche Wertschöpfungspotenziale aufweisen“.

Ein Grundstück im Landschaftsschutzgebiet kaufen und mithilfe der Stadt zu Wohnungsbauland umzudefinieren, erfüllt das Ziel der hohen Wertschöpfungspotenziale natürlich in höchstem Maße. Durch die aktuelle Notlage auf dem Münchner Wohnungsmarkt sehen sich die Stadt
München und ihre Planungsinstitutionen genötigt, die immer wichtiger werdenden Ziele in Sachen Umwelt- und Klimaschutz (der Hitzesommer 2018 war nur ein Vorgeschmack!) zu opfern, obwohl diese in allen wichtigen Leitlinien und Planungsdokumenten der Landeshauptstadt
dokumentiert sind.

Die Bürgerinitiative stellt – meiner Ansicht nach zu Recht – die
Frage, ob in der Krisensituation nicht wenigstens noch ein Minimum an Umwelt- und Klimaschutz in der Stadt erhalten werden sollte, auch wenn der Druck auf den Wohnungsbau verständlicherweise groß ist.

Soll wirklich ein in jeder Hinsicht wichtiges und unwiederbringliches Stück Natur den Interessen eines privatwirtschaftlichen Unternehmens geopfert werden, um vergleichsweise wenig weiteren Wohnraum zu
schaffen…? Ich meine nein!

Stefan Bürger,München